Gegen das Vergessen: Beate Passow in der Villa Stuck

Die Künstlerin Beate Passow arbeitet gegen das Vergessen und legt mit ihren Bildfindungen den Finger an die Wunden der Erinnerung. So Dr. Helmut Friedel in seinem gleichnamigen Text über das umfangreiche künstlerische OEuvre Passows. In ihrem Bilderzyklus MONKEY BUSINESS entwirft Passow eine rätselhafte Fabelwelt mit politischer Dimension. Eigenartige Tiere und mythische Figuren bevölkern die großformatigen, in Schwarz-Weiß gehaltenen Bilder, die sich erst bei näherer Betrachtung als gewebte Tapisserien entpuppen.

Installationsansicht Beate Passow. Monkey Business, Museum Villa Stuck

Die ungewöhnlichen Protagonist*innen bewegen sich durch leicht zu identifizierende Orte, die auch als Namensgeber der einzelnen Arbeiten fungieren: Gibraltar, die New Yorker Wall Street, Brüssel, Knossos oder die Insel Lampedusa. Hinter diesen geografischen Zuordnungen verbergen sich politische Abgründe des gegenwärtigen Europa, dessen herrschende Systeme, ökonomische Strukturen und politische Bewegungen von Passow in MONKEY BUSINESS zur Debatte gestellt werden.

Installationsansicht Beate Passow. Monkey Business, Museum Villa Stuck: Gibraltar, 2017, Tapisserie © Beate Passow

Der zunächst fünfteilige Bilderzyklus MONKEY BUSINESS entstand 2017 im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung im Staatlichen Textil- und Industriemuseum, Augsburg. Für die Ausstellung im Museum VILLA STUCK hat Passow die Serie um drei neue Arbeiten erweitert, die nun erstmals gezeigt werden.

Budapest, 2020, Tapisserie © Beate Passow, Foto: Nikolaus Steglich

Das Werk BUDAPEST beschäftigt sich wiederum mit der europäischen Flüchtlingskrise und dem überall in Europa aufkeimenden Neonazismus – ein Thema, welches heute noch ebenso präsent wie vor drei Jahren ist. Die Tapisserien BREXIT und DUBLIN thematisieren die fortwährenden Austrittsbestrebungen Großbritanniens aus der Europäischen Union, wobei der Ausruf »The Future is Europe« auf den Mauern des historischen Hauptgebäudes der Brauerei GUINNESS als selbsterklärendes künstlerisches Fazit erscheint.

Dublin

Installationsansicht Beate Passow. Monkey Business, Museum Villa Stuck: im Vordergrund Dublin, 2019, Tapisserie © Beate Passow

Die seltsamen Figuren, die MONKEY BUSINESS bevölkern, erzählen eine eindringliche Mythologie des 21. Jahrhunderts. In ihrer narrativen Anlage unterläuft Passow dabei die große Tradition der Tapisserie, indem sie nicht Helden und Herrscher lobt, sondern Kritik übt am heutigen Europa. Einst als Hort der Demokratie und Humanität gefeiert, ist es heute geprägt von einer militärischen Abwehrhaltung an seinen Grenzen, einem haltlosen Kapitalismus und einem immer schamloser auftretenden Neonazismus. Der Bilderzyklus MONKEY BUSINESS soll nicht nur als ein Aufzeigen von Phänomenen verstanden werden, sondern als Aufforderung an die Betrachter*innen, sich ein Bild von der Vergangenheit zu machen, um daraus eine bessere Zukunft gestalten zu können.

Installationsansicht Beate Passow. Monkey Business, Museum Villa Stuck: Brüssel, 2017, Tapisserie © Beate Passow

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