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Philosophischer Adventskalender – Türchen 1 bis 6

Weihnachten wird gerne als „Fest der Liebe“ bezeichnet. Tatsächlich sind wir in der Weihnachtszeit aber oft gestresst und gehen nicht besonders liebevoll miteinander um. Es schadet also sicher nicht, ein paar besinnlich-philosophische Momente in den Adventstrubel einzustreuen und darüber nachzudenken, was Liebe denn eigentlich ist. Daher haben Anna und Paulus Kaufmann vom Philosophischen Foyer einen Adventskalender zusammengestellt, der täglich ein Zitat, ein Bild und frische Denkanstöße zum Thema „Liebe“ enthält. Nehmen Sie sich also einmal am Tag eine Viertelstunde Zeit zum Nachsinnen und Weiterdenken. Schreiben Sie uns gerne, was Ihnen dabei in den Kopf kommt: Widerspruch, Zustimmung, weitere Fragen, eigene Erfahrungen etc. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Adventszeit!

 

Türchen 1: Eros

„Oder merkst Du nicht, in welch unheimlichen Zustand alle Tiere sind, wenn sie zeugen wollen, die auf der Erde ebenso wie die Vögel, wie sie alle krank und verliebt sind, zunächst auf ihre Begattung hin, und dann bei der Ernährung der Jungen, und wie sie da bereit sind, für sie zu kämpfen, sogar die Schwächsten gegen die Stärksten, und für sie zu sterben, und wie sie selbst vom Hunger sich quälen lassen, um sie zu ernähren, und sonst alles Mögliche tun.“ 

(Platon: Symposion; übersetzt von R. Rufener, Artemis & Winkler 1991, S.491 (207a-d))

So wie Diotima – endlich mal eine Frau in Platons Dialogen! – die Liebe hier schildert, wird einem wirklich ein bisschen unheimlich zumute. Die Liebe als geistige Krankheit, die uns und die Tiere erst zur Fortpflanzung verführt und dann zu Übermut und Selbstaufgabe treibt. Gabriel Garcia Márquez schreibt in diesem Sinne über Liebe und andere Dämonen, ebenfalls in der Nachfolge Platons: Eros ist für Platon kein Gott, sondern ein daimon, der weder allmächtig ist wie die Götter, noch sterblich wie die Menschen. Aber nur deshalb geht der Eros uns Menschen etwas an und kann uns bewegen, zum Guten wie zum Schlechten. Vor allem aber drängt er uns zur Unsterblichkeit. Zu Nachwuchs und großen Werken. Macht dieses Bild des triebhaft lebendigen Eros auch für uns moderne Menschen noch Sinn?

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