Tapisserien für das 21. Jahrhundert: Margret Eicher in der Villa Stuck

In der Ausstellung MARGRET EICHER. LOB DER MALKUNST beschäftigt sich die Künstlerin mit der Frage, welche Wirklichkeit uns prägt. Unser Alltag ist geprägt und beeinflusst von zahlreichen Medien. Eine Bilderflut umspühlt uns jeden Tag und wirkt bewusst oder auch unbewusst auf uns ein. Margret Eicher setzt sich mit der manipulativen Wirkung der medialen Bilder auseinander und verwebt diese in ihre Tapisserien.

Installationsansicht Margret Eicher. Lob der Malkunst, Museum Villa Stuck: It’s a Digital World 1, 2014, Digitale Montage / Jacquard © Margret Eicher

MARGRET EICHER. LOB DER MALKUNST erstreckt sich über den ersten Stock der historischen Künstlervilla Franz von Stucks. Im  ehemaligem Künstleratelier, wo sonst die Brüsseler Tapisserien zu sehen sind, werden diese nun durch Eichers Kunstwerke verdeckt.

In ihren großformatigen Tapisserien verbindet Margret Eicher die barocke Form der Bildteppiche mit bekannten Motiven aktueller Medienbilder unserer Informationsgesellschaft. Ihre Medientapisserien befinden sich an der Schnittstelle zwischen dem im traditionellen Sinn materiellen Kunstwerk und dem elektronischen Rauschen des Digitalen.

Installationsansicht Margret Eicher. Lob der Malkunst, Museum Villa Stuck: Heroes 2, 2012, Digitale Montage / Jacquard © Margret Eicher

Margret Eicher setzt die Tapisserie in ihre ursprüngliche Funktion als Kommunikationsmittel zurück. Fasziniert von den trivialen zeitgenössischen Bildklischees der Illustrierten und des Internet, verbindet die Künstlerin die grelle Schönheit der High-End-Oberflächen, die dieses Zeitgeschehen und Menschenbild spiegeln, mit der Funktion und Wirkung der historischen Tapisserie des 17. Jahrhunderts.

Als Symbole für Aristokratie, Reichtum, Macht und Bildung bedienten historische Wandteppiche vorrangig politische Zwecke. Vergleicht man dies mit den zeitgenössischen Massenmedien, welche Eicher in Bezug zu dieser höfischen Repräsentation und Legitimation setzt, ergeben sich verblüffende Parallelen, wodurch die Künstlerin die Wirkungsmacht der Bildkommunikation in der heutigen Zeit hinterfragt.

Installationsansicht Margret Eicher. Lob der Malkunst, Museum Villa Stuck: It’s a Digital World 2, 2018, Digitale Montage / Jacquard © Margret Eicher

Das zentrale Bildgeschehen wird in Eichers Arbeiten von digitalisierten Bordüren umrahmt, die sich gemäß ihrer historisch-traditionellen Funktion auf Symbole und Zeichen der gegenwärtigen Gesellschaft beziehen. Bei Eicher setzen sie sich aus wissenschaftlichen Schaubildern, Börsen- oder Wirtschaftsdiagrammen, Auszügen aus Comics und Computerspielen oder – wie bei DAS URTEIL DES PARIS (2012) – einem Menübalken zusammen, welcher den Betrachter*innen die Möglichkeit suggeriert, die dargestellte Wirklichkeit mit nur einem Klick verlassen zu können.

Installationsansicht Margret Eicher. Lob der Malkunst, Museum Villa Stuck: Lob der Malkunst, 2013, Digitale Montage / Jacquard © Margret Eicher

Im Innenraum der angesagten PARIS BAR in Berlin- Charlottenburg lässt Eicher die verschiedenen Strömungen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aufeinanderprallen. Im Zentrum erscheint Jan Vermeers MÄDCHEN MIT DEM PERLENOHRRING als Richterin über die Künste mit Lorbeerkranz und Posaune. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese die Züge der Schauspielerin Scarlett Johansson trägt, welche wiederum als Darstellerin der gleichnamigen Verfilmung (2003) fungierte. Es sind vor allem diese Verschränkungen, welche Eichers Arbeiten so interessant machen und stets neue Assoziationen hervorbringen.

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