ARMIN KRATZERT ÜBER MARTIN FENGEL #13

Der Journalist und Autor des Romans „Beckenbauer taucht nicht auf“, Armin Kratzert, schreibt diese Woche über ein Werk Martin Fengels.

Dies war der Moment, da Permaneder aus dem Schlaf hochfuhr, ins Bad tappte und den Wasserhahn aufdrehte. Er trank in tiefen Zügen. Das Wasser troff von seinem Kinn. Permaneder liebte den frischen Geschmack des Leitungswassers. Und jetzt, dachte er, jetzt gehe ich raus und sehe mir die Welt an. Die ganze Welt. Ich steige ins Auto und fahre los. Alles bleibt zurück. Nur ich und das Auto und die Welt. Endlose Straßen. Große Städte. Der Klang der Wälder. Und die Menschen am Wegesrand. Die Sonne wird immer scheinen. Undm manchmal der Mond. Permaneder fuhr die ganze Nacht und einen halben Tag. Dann wusste er endlich nicht mehr, wo er war. Trockene Erde, ein Dorf, hartes Gras. Der Geruch von Salz. Vielleicht war das Meer hier, irgendwo. Er stieg aus und lehnte sich an den Wagen. Vom Dorf her waren Glocken zu hören, und Hundegebell. Leute in schwarzen Kleidern liefen da. Permaneder ließ den Wagen zurück und näherte sich den Häusern. Ein Begräbnis? Ihm fiel ein, dass es Sonntag war. Gab es sonntags Beerdigungen? Oder war das eine Hochzeit? Die Menschen bewegten sich sehr feierlich. Permaneder blieb stehen, im Schatten einer Platane. Auf dem Platz vor ihm hatte sich eine Festgesellschaft versammelt. In der Mitte stand die Braut. Kinder, Hunde, alte Männer. Tische wurden gebracht, Schüsseln mit Speisen, Flaschen, Gläser. Aus einer Seitengasse kamen Musiker. Sie werden tanzen, wenn es dunkel ist dachte Permaneder. Er wollte ein Foto machen. Und vergaß es gleich wieder. Wie schön die Welt doch war.

Martin Fengel hat anläßlich des Jubiläumsjahres der Villa Stuck in der Empfangshalle eine Fotoausstellung, die wöchentlich um ein Werk ergänzt wird.
Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck verraten wir jeden Montag – wenn das neue Bild aufgehängt wird – was sich eine Person dazu dachte. Gerne ist auch jeder Leser des Blogs dazu eingeladen, in der Kommentarzeile frei und ungestüm zu assoziieren. Begleitet wird der Fengel‘sche Bildatlas durch vier Veranstaltungen, allesamt musikalischen Ursprungs, die in enger Zusammenarbeit mit Martin Wöhrl, Bernd Zimmer, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Label GOMMA entstehen.

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