Wie sähe wohl das Internet aus, wenn man es in ein Zimmer sperren würde? Und was hat Datenverfall mit Andy Warhol zu tun? In der aktuellen Ausstellung „Bit Rot“ von Douglas Coupland können Besucher genau das herausfinden.
**HATERS GONNA HATE**
Eine Katze, ein paar Tetriswürfel und ein Super Mario Pilz fahren surrend im letzten Raum der Ausstellung hin und her. Manchmal verkanten sie sich, dann drehen sie automatisch um und zuckeln auf einen anderen Protagonisten des Internets zu – zum Beispiel auf den überdimensional großen Kackhaufen oder das Gesicht Putins. Genau so stellt sich der kanadische Künstler und Schriftsteller Douglas Coupland mit „Data Rodeo“ das Internet vor.
Wobei, eigentlich dreht sich in der Ausstellung „Bit Rot“ alles um Daten, Pixel und Bites, die eben auch im Netz nur eine gewisse Haltbarkeitsdauer haben und dann irgendwann verrotten. Dieser Verfall digitaler Daten bezeichnet man als „Bit Rot“. Douglas Coupland, der hierzulande eher für sein Buch „Generation X“ bekannt sein dürfte, setzt mit eigenen Werken bewusst ein Gegengewicht.
**FLAG IS INAPPROPRIATE**
Dafür begrüßt gleich zu Beginn eine geschossübergreifende Wand voller Slogans die Besucher. In mühevoller Arbeit sammelte Coupland für „Slogans for the Twenty-First Century“ die Sätze aus den Tiefen der digitalen Netzwerke. Er druckt sie auf bunte Platten und hängt sie nebeneinander als gigantisches Wandbild auf – ganz entgegen der Vergänglichkeit eines Posts oder Tweets. Nichtigkeiten genau so wie Scharfsinniges finden hier ihren Platz.
Coupland – ausgebildeter Bildhauer – entwarf in diesem Kontext auch vier großformatige Banner für die Fassade der Villa Stuck. Fußgänger können sich jetzt wundern, ob die Villa Stuck nun für „Genetic Engeneering“, „Scary Monsters“ oder „Meat is Murder“ wirbt.
Und genau da kommt Couplands großes Vorbild ins Spiel: Andy Warhol. Nicht nur dass Coupland Perücken von Warhol hinter Glas verbannte, nein, er adaptiert auch Warhols druckgraphisches Werk. Und so bleibt die Frage: Welche Kunstwerke stammen eigentlich von Coupland und welche kommen aus seiner Sammlung? Zufällig hängen nämlich auch noch Stücke von James Rosenquist, Charlie White, Robert Indiana und Jenny Holzer.
Was von wem ist? Das soll in Zeiten von mannigfaltiger Autorenschaft im Netz erst auf den zweiten Blick interessieren. Schließlich gehe es um die Kommunikation, die Sichtachsen zwischen den Werken.
**NOSTALGIA HAS NEVER BEEN SO USELESS**
So erklärt es der Kurator Samuel Saelemakers vom Witte de With Center for Contemporary Art in Rotterdam, mit deren Hilfe die Ausstellung realisiert werden konnte. Beide zusammen haben es in „Bit Rot“ geschafft, das ursprüngliche Metier Couplands, nämlich das der Wörter, mit den heutigen popkulturellen Auswüchsen des Internets und den Überbleibseln einer Postmodernen Kunst zu verbinden und durchaus humoristisch zu beleuchten.
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