Vom 26. Oktober 2017 bis zum 28. Januar 2018 zeigt die Villa Stuck eine Gegenüberstellung der israelischen Künstler Efrat Natan und Nahum Tevet. Eine Ausstellung über künstlerische Wege in die Konzeptkunst, eine Kindheit im Kibbuz und die Frage nach gesellschaftlichen Werten.
Efrat und Nahum: der Anfang
Die beiden Künstler sind seit den späten 1960er Jahren befreundet, sie leben und arbeiten heute in Tel Aviv und sind wichtige Figuren in Israels Kunstlandschaft. In ihren Werken vereinen sie Ansätze der Konzeptkunst mit einer eigenen, einfachen Materialästhetik. So werden in der Ausstellung Frühwerke und Dokumente von ersten gemeinsamen Aktionen und neuere Arbeiten gezeigt.
Beim Betreten der Ausstellungsräume fällt der Blick auf die kleine Fotografie “Wind Rose (Metzer-Messer Project)“ aus dem Jahr 1972. Die Dokumentation der ersten gemeinsamen Performance der beiden Künstler ist der Ausgangspunkt für die Ausstellung. Damals standen sie Rücken an Rücken mit zwei weiteren Künstlern aneinander, jeder von ihnen zeigte in eine der vier Himmelsrichtungen. Dadurch sollte eine Verbindung zwischen dem arabischen Dorf Messer und dem jüdischen Kibbuz Metzer geschaffen werden.
Kindheit im Kibbuz
Nach den gemeinsamen Anfängen entwickelt sich die künstlerische Handschrift der beiden Künstler zu unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich in ihrer Frage nach gesellschaftlichen Wertvorstellungen ergänzen. Ideologische Positionen lehnen sie ab und suchen den Dialog, sowie Austausch von Ideen im Sinne der Vermittlung.
Efrat Natan (geb. 1947 im Kibbuz Kfar Ruppin), die im Erdgeschoss ihre Werke ausstellt, setzt sich in ihrem gesamten Schaffen mit ihrer Kindheit im Kibbuz auseinander. Immer wieder taucht dabei das Unterhemd in ihren Werken auf, zum ersten Mal 1979 in der Installation „Roof Work“, die im Zwischengeschoss ausgestellt ist. Das Unterhemd steht für ihre Kindheitserinnerungen. So sagt Efrat Natan:„ Ich bin an einem Ort geboren und aufgewaschen, an dem es fast das ganze Jahr über sehr heiß war und Unterhemden ein normales Kleidungsstück bei der Arbeit und in der Freizeit waren.“
In ihren jüngsten Werken („The Big Window“, 2015) bearbeitet sie den Unterhemdenstoff dermaßen, dass er fragmentiert und auf schwarzem Grund präsentiert, eher an den Sternenhimmel und somit an Vergänglichkeit erinnert. Es sind „Metaphern für den Einzelnen, für die Gesellschaft und vor allem für alles, was im Laufe der Zeit zerfällt.“
Nahum Tevet: Infragestellung der Grenze zwischen Kunst und realem Leben
Die Frage nach Bedeutung und Funktion von Malerei beschäftigt indes Nahum Tevet (geb. 1946 im Kibbuz Messilot). Seine Arbeiten findet man im Obergeschoss. Sie stehen in der Tradition der Konzeptkunst und der Minimal Art. Tevet verwendet einfache, alltägliche Materialien, um die Grenze zwischen Kunst und realem Leben zu hinterfragen.
So unterschiedlich die Werke der beiden Künstler auch sind, man findet dennoch eine formelle Übereinstimmung. Natan wie Tevet benutzen Elemente und Materialien des Alltagslebens wie Sperrholz oder Schallplatten. Natans persönliche Mythologien und Tevets Untersuchungen vom Verhältnis des Individuums zum Raum öffnen die Auseinandersetzung hin zu Fragen nach gesellschaftlichen Werten.
Alle Führungen, Vorträge und das Kinderprogramm zur Ausstellung gibt es hier! Der Katalog zur Ausstellung erscheint Ende November. Bleibt auf dem Laufenden, denn wir verlosen wieder drei Ausgaben via Facebook.
Fotos: Christin Büttner
Tags: Konzeptkunst