FENGEL‘SCHER BILDATLAS #2 MIT WORTEN VON MARTIN PETER

Wir haben den Münchner Künstler Martin Fengel eingeladen, unser Jubiläumsjahr mit einer Fotoschau im Museum zu begleiten. Parallel zu der Bilderwelt in der Empfangshalle, die jede Woch um ein Fengel-Bild ergänzt wird, entsteht im Blog der Villa Stuck und auf mucbook der Versuch einer textlichen Erklärungswelt. Heute geht’s tierisch weiter.

Martin Peter , Musiker, DJ, Koch und Autor, hat sich ein paar Gedanken zu dem Affen gemacht. 

Bananenrepublik

Bis heute kann ich das ganze Geschehnis immer noch nicht verstehen. Alles schien normal, ganzjährig, permanent. Normales Standartleben mit Daumen stark nach oben. Meine Kinder vergnügten sich im Grünen, meine Frau war mit Nahrungsbeschaffung in ihrem Element und ich sonnte mich bauchlings immer öfter. So wollte ich es immer haben und so will es geschehen. Doch leider sollte es anders kommen. Anfangs waren mir die auffälligen Blicke der Mitmenschen nicht unangenehm und kaum bewusst. „Cogito ergo sum“ dachte ich mir stets und ging meinem normalen Tagwerk nach. Ich töpferte mit grosser Laune nach siebzehn Uhr und konnte freizeitbedingt mit immenser Aufmerksamkeit an meinem Physikfernstudium teilnehmen. Am Wochenende einige kleine Exkursionen in Richtung Evolution und am Sonntag den Tatort.

So war ich vollends mit mir und meinem Dasein beschäftigt. Ich musste kaum mein Revier verlassen und war mit meiner Familie sehr glücklich. Ok, ich gebe es zu, manchmal klaute ich aktuelle Tageszeitungen aus Nachbars Gärten und war der Spinne Feind. Aber ansonsten völlig normal. Nachdem ich mein Arbeitszimmer ausgebaut hatte vertiefte ich mich immer mehr in Umweltforschung und Chemie.

Und so fand ich eines morgens nach unzähligen Jahren die Lösung für alle Menscheitsprobleme. Und wenn ich ALLE meine – dann mein ich wirklich ALLE! Sofort stürmte ich auf die Strasse und ruderte wild mit den Armen und schrie laut: „Ich hab die scheiß fucking Lösung für alle euere scheiß Probleme … Bujaka!“

Immer mehr Leute kamen zusammen als ich anfing den Umstehenden das Ganze zu erklären. Doch was nun folgte, kann ich bis heute nicht begreifen. Die Leute fingen an, auf mich zu zeigen und begannen wild durcheinander zu kreischen.

„Der Affe spricht……hört euch das an…..unfassbar“, kreischte eine Frau. Nach zehn unglaublichen Minuten kam plötzlich ein Kombi vorgefahren und zwei Männer sprangen raus. Sie steckten mich in einen Sack und brachten mich in einen Zoo. Seit dem sitze ich in einem Gehege eingesperrt. Täglich werde ich von allen möglichen Menschen in Kitteln untersucht, fotgrafiert, vermessen, angeschrien – und was weiß ich noch alles. Aber ich werde kein Wort sagen. Nichts, nada, absolut nullinger werden sie von mir zu hören bekommen. Bescheuerte ignorante selbstverliebte Idioten die mit Bananen rumwedeln. Ich hasse Bananen!

Das Projekt:
Martin Fengel schickt jede Woche einem Künstler, Autor und anderen Menschen, dessen Arbeit oder Werk er besonders schätzt, ein Foto mit der Bitte, dies zu betrachten ein paar Zeilen über die einströmenden Assoziationen aufzuschreiben. So entsteht zu dem optischen auch ein textliches Kompendium, was sowohl die Möglichkeit der Interpretation oder einfach nur der Beschreibung birgt.

Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck zeigen wir künftig jeden Montag – wenn das neue Bild aufgehängt wird – was sich eine Person dazu dachte. Gerne ist auch jeder Leser des Blogs dazu eingeladen, in der Kommentarzeile frei und ungestüm weiter zu assoziieren. Begleitet wird Fengel‘scher Bildatlas durch vier Veranstaltungen, allesamt musikalischen Ursprungs, die in enger Zusammenarbeit mit Martin Wöhrl, Bernd Zimmer, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Label GOMMA entstehen.

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