DIE ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG „GUSTAV MESMER. DER IKARUS VOM LAUTERTAL“

Seit einer Woche läuft unsere neue Ausstellung „Gustav Mesmer. Der Ikarus vom Lautertal“. Wie war die Eröffnung? Wie hat Mesmer seinen Traum vom Fliegen verfolgt? Und was macht die Ausstellung in der Villa Stuck so besonders?

Gustav Mesmer, ein „Experimentator, Bastler, Tüftler, Forscher, Gestalter und Utopist“ 

Gustav Mesmer schafft trotz seiner widrigen Lebensumstände ein großes Werk an Zeichnungen, Skizzen, Bildern und Texten. Er wird 1903 in Oberschwaben geboren und wächst in einer Großfamilie auf. Früh verlässt er die Schule und arbeitet auf Gutshöfen, bis er im Benediktiner-Kloster aufgenommen wird und dort sechs Jahre bleibt. Nach einer jahrzehntelangen Odyssee durch zahlreiche psychiatrische Anstalten kommt er 1964 in ein Heim nach Buttenhausen. Seit 1932 widmet sich Gustav Mesmer dann seiner Passion, dem Menschenflug und entwirft Fluggeräte, die mit Muskelkraft betrieben, einen „kleinen Flugverkehr” von Dorf zu Dorf ermöglichen sollen. In den 1980er Jahren wird er zur lokalen Berühmtheit, als er sonntags seine Flugversuche startet. 1994, kurz vor seinem 92. Geburtstag, stirbt Gustav Mesmer.

Seine Idee des mit Muskelkraft betriebenen Menschenflugs verfolgt er seit 1928. Dabei entstehen auch etliche Flugfahrräder und Schwingenflügel, von denen noch einige erhalten und nun bei uns in der Villa Stuck ausgestellt sind. Die kleine Werkschau im  Museum präsentiert außerdem – zum ersten Mal in München – neben Flugfahrrädern, auch Bilder, Skizzen, Texte, Musikinstrumente und Sprechmaschinen Gustav Mesmers.

„Gustav Mesmer kann für uns alle ein Vorbild sein, grenzenlos zu denken“ – So war die Eröffnung am 11. Mai

Mit Reden von Direktor Michael Buhrs und Kuratorin Anne Marr, einem Film über Gustav Mesmers Lebenswerk, einem Konzert von Micha Acher, Maxi Pongratz und Verstärkung, einem DJ im Künstlergarten und vielen spannenden Gesprächen über die Ausstellung und darüber hinaus, feierten wir die Eröffnung der Ausstellung „Gustav Mesmer. Der Ikarus vom Lautertal“ am 11. Mai bei uns in der Villa Stuck.

Bei strahlendem Sonnenschein begrüßt Direktor Michal Buhrs die Gäste im Garten. Er spricht über Gustav Mesmers Lebenswerk und seine Lebensmaxime „Der Traum vom Fliegen“. Er erzählt, wie im Museum gerade drei Künstler aufeinandertreffen: „Franz von Stuck, der junge Wilde der Zeit um 1900, der sich mit seiner Künstlervilla auf der Isaranhöhe seinen Lebenstraum vom Gesamtkunstwerk realisiert hat.“ Dazu kommt nun „Gustav Mesmer, der als Autodidakt ein umfangreiches Werk geschaffen hat, vor allem aber in seiner Unbeirrbarkeit ein Vorbild sein kann dafür, grenzenlos zu denken und keine Angst zu haben – auch nicht vor einem Naturgesetz, wie der Schwerkraft.“ Und schließlich „Misha Kahn, dessen Experimentierlust, Kreativität und Neugier, nicht zuletzt auch durch modernste Medien wie Virtual Reality, ebenfalls keine Grenzen kennt.“ Besucher*innen können also gerade in der Villa Stuck „vortrefflich durch eine Material- und Farborgie wandern und ihren Rundgang im Künstlergarten abschließen.“

Die Kuratorin der Ausstellung, Anne Marr, bezeichnet Gustav Mesmer als „Experimentator, Bastler, Tüftler, Forscher und Gestalter“ und als „Utopist“, da er die Menschen zum Fliegen bringen will. Dass er „nie richtig abhebt mit seinen Fluggeräten tut seinem Glück dabei keinen Abbruch.“ Was seine Arbeit außerdem besonders mache, sei sein Umgang mit Materialien. Anne Marr erzählt, dass Mesmer sehr autark arbeite: „Er macht alles ohne fremde Hilfe, er hat einen sehr liebevollen Umgang mit den Dingen. Die Armut der Mittel adelt sein Vorhaben. Gebrauchte oder bereits weggeworfene Dinge werden zweckentfremdet, alles wird gewertschätzt und gestalterisch eingesetzt.“

„Neben Schizophrenie lautet seine Diagnose irgendwann auch Erfinderwahn“ berichtet Anne Marr. Erfinderwahn sei natürlich keine wirkliche Diagnose, diene aber – sie schmunzelt – eigentlich ganz schön als Umschreibung von Kunst allgemein.

I HEAR A NEW WORLD – eine Veranstaltungsreihe zur Ausstellung

Begleitend zu dieser Ausstellung findet außerdem die Veranstaltungsreihe I HEAR A NEW WORLD mit Exponaten, Konzerten und Workshops statt, kuratiert von Markus und Micha Acher. Auftakt dieser Reihe war das Konzert „Musik für Flugräder“ von Micha Acher, Maxi Pongratz und Verstärkung am Eröffnungsabend. Sechs weitere Konzerte finden im Zeitraum der Ausstellung bis zum 10. Juli noch statt. „Die Musiker*innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch Tüftler*innen sind“, sagt Anne Marr.

Infos und Tickets zu allen kommenden Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.villastuck.de/programm/detail/i-hear-a-new-world

Fotos: Barbara Donaubauer

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