Moderne Querschläger: Januar-Presseschau

Journalisten aus der ganzen Republik haben über die Ausstellungsreihe Ricochet berichtet und sich lustvoll an dem Gegensatz „ehrwürdige Künstlervilla“ trifft „wilde Typen aus der Subkultur“ gerieben. Von Deutschland-Radio bis Süddeutsche Zeitung – alle waren sie da. Und nach dem Besuch in Cris Kochs temporärem Partykeller texteten sie lange, lange Rezensionen. Cris Koch in den Medien – eine Collage.

Der bisher wohl längste Zeitungsartikel (143 Zeilen) über Cris Kochs „Ricochet“ erschien am 14. Januar in der Süddeutschen Zeitung, Seite 54. Unter dem Titel „Moderne Querschläger“ bauchpinselt Evelyn Pschak den Nachwuchskünstler:
Cris Koch ist wirklich Stimmungsmacher, im positiven Sinne: Er inszeniert in der Villa Stuck eine so wahrheitsgetreue, haptische Probenkelleratmosphäre, dass man siffigen Bier- und Zigarettendunst zu schmecken scheint und der Besucher im auf Perzeptionsgrenze runtergedimmten Kellerlicht selbst wieder jung und lässig wird, und danach lechzt, im wichtigsten Accessoire jedes Bandraums, dem schwarz zerschlissenen Ledersofa, zu lümmeln.

Walter Kittel war für Deutschland-Radio Kultur in der Villa Stuck: Cris Koch erklärte ihm, was zu sehen ist:

Ich wollte hier mein Atelier nachbilden. Also wir haben den gleichen Teppich verlegt, wie ich ihn in meinem Atelier habe, und die Wände verschmutzt, wie Wände eben aussehen, wenn man dran arbeitet. Also die Reste, wenn man übers Bild hinausmalt. Irgendwelche Spritzer, die übers Bild hinausgehen. Ich habe in jungen Jahren angefangen, Musik zu machen. Und bin übers Musikmachen übergegangen, das Ganze auf eine experimentelle Ebene zu treiben und dann Klanginstallationen zu machen und bin dann eigentlich da drüber ins Kunststudium reingerutscht.“

Kittels Beitrag lief zwar in der Sendung „Fazit“, der Kritiker hielt sich mit selbigem aber dann doch zurück:

Gezeigt werden jetzt Bilder, Collagen, Zeichnungen, Installationen – viele davon aus Vinylplatten zusammengesetzt – und Polaroidfotos. Das geistige Band, das die meisten Arbeiten zusammenhält, liegt in der Subkultur einer für den Betrachter schwer fassbaren Musikszene, aus der Cris Koch kommt.

Die Abendzeitung leistet sich ein deutlicheres Lob:

Roberta De Righi gibt sich bewegt in ihrer Rezension am 14.1.2010 unter der Überschrift „Kuschelige Düsternis“:

Ein derartiges Sampling aus Comic, Musik, Fantasy und Weltuntergangs-Formeln grassiert scheinbar unter Wahl-Berliner Künstlern – ob bei Andreas Hofer oder Thomas Zipp. Dennoch ist Cris Kochs kompromisslos-krause Parallelwelt packend in ihrer kuscheligen Düsternis.

Nur die Welt mit ihrem neuen München-Lokalteil hat die Schau verschlafen. Das Wort „Ricochet“ taucht im Januar nur einmal auf. Als Name eines Hundes.

Dafür gönnen die Blogs Cris Koch viele Zeilen:

Das Spy-Magazin schreibt und deutet am 23. Januar in seinem Online-Blog:

Kochs Werk ist durchzogen von Indizien, die dem Betrachter helfen, zum eigentlichen Kern seiner Arbeiten vorzudringen. Die Struktur seiner Arbeiten ähnelt der Struktur aus den Kriminalromanen Arthur Conan Doyles. Gemäß der Sherlock Holmesschen »Methode der Deduktion« soll der Betrachter die im Werk verwobenen Spuren, Symbole und Signale lesen und dadurch einen verborgenen Zusammenhang erschließen. Er wird zum Detektiv, Cris Koch, der sich hinter verschiedenen Pseudonymen verbirgt, zu seinem »Gegenspieler«. Wie das berühmte Alter Ego von Sherlock Holmes, Professor Moriarty: Moriarty, mit seiner Neigung zu abstrakten Wissenschaften, beschränkt sich nicht auf verborgene Experimente im Labor; er legt Spuren, damit er erkannt wird.

Die Grenzen der Erkenntnis sind Cris Koch bewusst. Die Leerstellen, die das logisch-rationale Denken hinterlässt, füllt auch in der Moderne der Mythos. Der Cthulhu-Mythos, der von dem Schriftsteller H.P. Lovecraft geschaffen wurde, verweist auf die unerklärbare Kontinuität des Bösen in der modernen Welt. In vielen seiner Bilder sampelt Cris Koch den Mythos von Cthulhu, dem tintenfischförmigen, gottähnlichen Wesen, das den bekannten Naturgesetzen nicht unterliegt. Er symbolisiert nichts weniger als die Präsenz des Verdrängten in Räumen, die der Logik nicht zugänglich sind.“

Und auch das Schwäbische Tagblatt empfiehlt die Schau Ricochet mit „gesellschaftspolitisch engagierter Kunst“ in der Villa Stuck in seinen Kunst-Tipps. Hier steht Cris Koch schon unter der Überschrift „Klassiker in allen Sparten“ für das Jahr 2010.

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