Sebastian Huber, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant am Residenztheater, hat sich das Bild der Woche angesehen. Und seine Gedanken über den Bildausschnitt in wundervoll anna-blumige Verse gegossen. Lesen!
Album, weißes Blatt
für Martin
Wer ist das, der die Blumen weißt?
Weiß jemand, wie die Dame heißt?
Könnte die Dame Anna heißen?
Und wer hieß Anna Blumen weißen?
Wer hat die Blumenbluse gefunden?
Und so glücklich mit dem Tischtuchmuster verbunden?
Die Wand in Blusenblumenfarbe gestrichen?
Und das Ganze durch sattes Grün ausgeglichen?
Der Fotograf? Der war das nicht.
Der Fotograf hats nur gesicht –
D.h. gesehn.
Dann ist die Szene so geschehn?
Ich würd die Dame gerne kennen,
Würd ungefragt sie Anna nennen,
Die Blumen so sorgfältig liebt,
Und ihnen diesen Anstrich gibt.
Ein Sternenringlein schenkt ich ihr –
Sie hat schon eins. Kann ich dafür?
Vielleicht ja noch die Stühle streichen?
Sind auch schon weiß? Wo gibts dergleichen?
Nie werd ich ihr Gesicht mehr sehn.
Ach Anna, sicher bist du schön.
Vom Blumenstreichen ganz erfasst,
Schad, dass du nicht ins Bild gepasst.
—
Ein Begleitblog zum Projekt “Wachs” von Martin Fengel:
Martin Fengel schickt jede Woche einem Künstler, Autor und anderen Menschen, dessen Arbeit oder Werk er besonders schätzt, ein Foto mit der Bitte, dies zu betrachten und ein paar Zeilen über die einströmenden Assoziationen aufzuschreiben. So entsteht zu dem optischen auch ein textliches Kompendium, was sowohl die Möglichkeit der Interpretation oder einfach nur der Beschreibung birgt.
Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck zeigen wir jeden Montag – wenn das neue Bild aufgehängt wird – was sich eine Person dazu dachte.
Tags: Fotografie