Jan Kirsten Biener ist Chefredakteur des Carr Magazines und stellvertretender Chefredakteur des BMW Magazins. Wenn er nicht mit Flitzern und Pferdstärke beschäftigt ist, schreibt er gerne über Mode, Reisen und Musik. Naheliegend also, dass Martin Fengel ihn ausgewählt hat, um dieses Bild im Zyklus „Wachs“ zu kommentieren.
„Die Topographie des Turbos
Der Outlaw und sein Auto. Das ist zunächst einmal eine schöne Geschichte. Der Mann, die Maschine, der Motor, die Musik. Es gab mal den wahnsinnigen kleinen Beach Boy. Dennis. Der mit dem langen Bart. Dennis Wilson. Erst mit Manson abhängen, dann besoffen im Hafen ersaufen, zwischendurch im Film Two-Lane-Blacktop – der Drag Race-Hymne von Monte Hellmann, dieser Stilübung in Cool, dieser Verweigerung in Dramaturgie – einfach Maul halten, Auto fahren. Einen verbeulten, verblichenen 55er Chevy. Oder, klar, Martin Sheen in Terence Malicks Badlands. Ein 51er Merc. Oder der Schnörrestyp im Autowerkstatt-Kurzfilm Miracle von Ed Ruscha. Ein 65er Mustang.
Und das hier? Ein Auto mehr Drag als Car. Man denkt: Hoffentlich kommt Snoop gleich um die Ecke, hoffentlich springt das verdammte Teil gleich zuckend hoch, hoffentlich bounced es im Takt eines 90er-Jahre-Westcoast-HipHop-Songs, hoffentlich gibt es noch eine Soft Pink Truth neben dem Soft Pink Plüsch. Ein bisschen Bewusstsein. Aber man ahnt: der Beat wird nicht kommen, und Snoop auch nicht. Der schmale Grat: Chrom-Chic samt Ghetto-Romantik oder Suburbia unter der Motorhaube, die Vorgärten von Horrem und Heidenheim auf vier Rädern? Brumm, brummmmmm.
Next stop: Was wohl Rick Owens zum Gothic-Treffen in Leipzig sagt?“
Fengel`scher Bildatlas – der Nachklapp: Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck zeigen wir noch bis 4. März jeden Montag Texte verschiedener Autoren zu Bildern von Martin Fengel. Die Zugabe rekrutiert sich aus Bildern, die im Rahmen des Kunstprojektes „Wachs“ bereits ihren Platz im Foyer der Villa Stuck gefunden hatten, als das Begleit-Blog startete.
Tags: Installation