Diese Woche schreibt ein Jungstar der Münchner Medienmacher über Martin Fengel: Juno Meinecke ist nicht nur gleichzeitig Studentin an der LMU (Theater- Film und Literaturwissenschaften) und der HFF (Spielfilmregie), die Tochter von Thomas Meinecke steckt nebenher auch noch viel Zeit und Herz in Dreharbeiten, in die Redaktionsarbeit bei den Radiosendern M94.5 und On3 und ihre monatliche Kolumne im Superpaper.
„Aber es ist schön, sich daran zu erinnern, wie es war, sich daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hat.
Nachdem man schon die ersten drei Spiele gewinnen konnte, wollte man sich gegen Otterfing jetzt endgültig oben festbeißen. Und schon nach kurzer Zeit war klar das man dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen würde. Der SVG spielte dermaßen dominant und überlegen dass schon nach wenigen Spielminuten vier Treffer zu Buche standen, die allesamt der überragende Thomas Welsch erzielt hatte. Auch danach machten die Geltinger munter weiter und erzielten noch vier weitere Treffer vor der Halbzeit. Einmal war Alim Kafa per Foulelfmeter erfolgreich und im Anschluss erzielte Ralf Pitruschka noch einen Hattrick. Der einzige Wermutstropfen in Halbzeit eins war der Gegentreffer kurz vor dem Halbzeitpfiff durch den ersten Torschuss der Otterfinger.
Im Pub an der Ecke stinken die grünen Teppiche uns schon beim Eintreten feucht und biergetränkt entgegen so wie sie es nur tagsüber können. Die Pints werden uns auf nassen weinroten Stoffläppchen serviert.
Kein Tageslicht, in der Ecke zwei routinierte Damen Mitte Fünfzig, die eine bedient zwei Automaten gleichzeitig. Links Bananen und Kirschen, rechts Anker, Meerjungfrauen. Tattoosymbole.
Du und ich, wir lächeln uns an. Und während mein Blick über Photos vom verstorbenen Ehemann der Bardame mit roter Amy-Winehouse-Friese, die wir sogleich elegant in ein Gespräch verwickelt haben, wandert: Photos von einem bärtigen, muskulösen Mann mit Kopftuch, Arm in Arm mit seinen Kollegen von den Hell’s Angels, denke ich darüber nach, wie ich diese Eindrücke später jemand Anderem möglichst poetisch und ohne meinen voyeuristischen Stolz heraushörbar zu machen, erzähle, weil du zuhörst.
Kette:
Staub. Stauballergie. Staubmilben. Oberflächen. Poliermittel. Silberbesteck. Familiensilber. Urkunde. Auszeichnung. Fotoalbum. Erinnerung. Was ist was wert.
Mit Fünf staunend vor einem Regal voller Einmachgläser gestanden. Auf den gefährlich knarzenden Holzdielen des Dachbodens in einem kleinen windschiefen Strandladen irgendwo in den U.S.A.
Die Finger wie ein lichtes Rollo vor die Augen gespreizt und mich von eingelegten Seesternen zu konservierten Quallen vorgetastet.
Sehr erschrocken vor einer großen Flasche mit einem Haifischembryo, zurückgetaumelt gegen ein morsches Holzregal mit präparierten rosafarbenen Kraken. Es klirrt und ich drehe mich auf keinen Fall um und gehe schnellen Schrittes auf die Wendeltreppe zu, die mich nach unten führen soll.
Ich muss den Theatersaal nach der Hälfte des Stücks wegen heftigem Hustenreiz verlassen und werde nicht wieder eingelassen. Das Meiste verpasst.
Das Meiste.
Der Mann hat leider das Meiste in einem kurzen Zeitraum vergessen. In seinem Bücherregal hat er einen Ordner auf dem in Kinderbuchstaben sein Name steht. Darin z.B.:
Sehr geehrter L.M.
Vielen Dank für Ihre großzügige Spende für die Gemeindekirchenorgel. (…)
Das Wort großzügig hat er gelb markiert.
So geht das weiter, mal mit ähnlich Wichtigem, mal mit der Urkunde zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Kommt man zu Besuch, muss man meist schnell wieder gehen. Weil er ein Meeting hat und sich vorbereiten möchte.
Kussliste oberste Schublade rechts.
Du findest meine Vergangenheit kitschig. Ich darf keine Sätze mit „Das ist so, wie wenn man mit 15…“ beginnen.
In der zweiten Hälfte schalteten die Gastgeber dann zwei Gänge zurück sodass die Otterfinger noch zu weiteren zwei Treffern kamen. Aber auch der SVG konnte noch mal 2 Treffer durch Thomas Welsch und Largo Woll nachlegen und somit den bisher den höchsten Saisonsieg perfekt machen. Ein großes Lob gebührt noch dem Gegner aus Otterfing der trotz der mehr als deutlichen Niederlage zu keiner Zeit unfair oder übertrieben hart spielte und sich als guter Verlierer zeigte. Nun gilt es aber nächste Woche gegen den TSV Sauerlach II nachzulegen und die Tabellenführung zu verteidigen.
Irgendwas glänzt da unten.“
Fengel`scher Bildatlas – der Nachklapp: Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck zeigen wir noch bis 4. März jeden Montag Texte verschiedener Autoren zu Bildern von Martin Fengel. Die Zugabe rekrutiert sich aus Bildern, die im Rahmen des Kunstprojektes „Wachs“ bereits ihren Platz im Foyer der Villa Stuck gefunden hatten, als das Begleit-Blog startete.
Tags: Fotografie