Meditativer Tanz – Lee Mingweis „Our Labyrinth“

In Zeitlupe betritt eine Tänzerin den Raum und bewegt sich in ganz langsamen und achtsamen Bewegungen auf einen Haufen schwarzer Reiskörner zu. Sie trägt einen Besen bei sich und verbeugt sich achtungsvoll bevor sie ihr Ritual beginnt. Dann startet sie ihren meditativen Tanz und verbreitet die Reisekörner in einer kunstvollen Performance mit ihrem Besen bis ein labyrinthartiges Muster entsteht. An ihrem Fußknöchel ist ein Glöckchen festgebunden, welches im Rhythmus ihrer Bewegungen erklingt. Sobald das Muster vollendet ist, fegt sie die Reiskörner in genauso bedachten und langsamen Bewegungen wieder zusammen. 

© Barbara Donaubauer


Our Labyrinth geht auf Beobachtungen zurück, die Lee Mingwei in Pagoden, Tempeln und Moscheen  in Myanmar machte. An all diesen Orten sah er, mit welcher Sorgfalt Freiwillige die Wege kehrten und  sie für barfüßige Besucher*innen vorbereiteten. Der Künstler verbindet die Demut des Kehrens mit dem Bild  des Labyrinths, das sich in allen möglichen spirituellen Traditionen wiederfindet. Im Gegensatz zu  einem Irrgarten, in dem man sich verlaufen kann, besteht ein Labyrinth aus einem einzigen kreisförmigen Weg. Seine Windungen und Wendungen stehen sinnbildlich für eine spirituelle Reise. Das  Ablaufen eines Labyrinths ist eine Form der Gehmeditation. 

© Barbara Donaubauer

Our Labyrinth ist als ritueller Tanz konzipiert. Lee fordert die  Tänzer*innen auf, zwei Dinge zu tun: 

„Sie sollen sich ganz langsam bewegen, wie Morgennebel über einem Sumpfgebiet, und sie sollen‚ ihr Herz auf den Reis hören lassen, indem sie ihre nächste Bewegung nicht durchdenken, planen. Der Reis wird sie durch den Tanz leiten.“ 

© Isabel Mühlhaus

Die Performer*innen kommen aus unterschiedlichen Bewegungstraditionen wie Yoga, Ballett  und zeitgenössischer Tanz. Sobald ein*e Tänzer*in fertig ist, wird der  Besen und der Raum an den oder die nächste*n Performer*in übergeben. 

Der Tänzer Jean-Gabriel Manolis beschreibt seine Performance folgendermaßen: 

Als Tänzer erscheint mir Our Labyrinth wie ein immerfort neuer Pfad,welcher den Dialog zwischen dem Reis und der*dem Performer*in anführt. Dies erfordert eine ruhige geistige Verfassung, damit der Körper zum Ausdruck bringen kann, wie er dem Reis und der Umgebung lauscht. 

© Isabel Mühlhaus

Zuschauen könnt ihr den Tänzer*innen bei ihrer Performance jeden Dienstag und Donnerstag von 12.00 bis 14.45 Uhr, Samstag von 11:00 bis 16:30 Uhr und Sonntag von 11.00 bis 17:30 Uhr. 

Wir freuen uns auf euch!

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