Über Neujahr war die Villa Stuck bis unters Dach gefüllt mit Ausstellungen: M+M. FIEBERHALLE, Ist das Mode oder kann das weg!? 40 Jahre VOGUE Deutschland bis zu RICOCHET #13. Martin Heindel. Im März eröffnete noch die Ausstellung SHE WANTS TO GO TO HER BEDROOM BUT SHE CAN’T BE BOTHERED. 30 Jahre Schmuck von Lisa Walker, bis sich am Samstag den 14. März die Tore schlossen und bisher nicht mehr öffneten: #stuckathome
2020 fordert uns, dennoch rücken wir enger zusammen, vorerst im digitalen Raum. Was die Villa Stuck Mitarbeiter*innen alles im Homeoffice bewegt, haben wir hier zum Schmunzeln und als Blick dahinter zusammengestellt.
Margot Th. Brandlhuber
Menschen unterschiedlichster Couleur – vom Teenager bis zum jugendlichen Greis – mit Unerwartetem zu überraschen, neue Perspektiven auf Kunst und Leben zu eröffnen, ist mir ein wirkliches Vergnügen.
Wenn Menschen nach dieser Begegnung, eine Ausstellung, Veranstaltung oder Führung – wie verwandelt – leichtfüßig, verblüfft sinnend oder angeregt plaudernd die Villa Stuck verlassen, ist das das größte Geschenk für mich. Und das ist, was ich gerade vermisse.
Auch jetzt gibt es viel zu planen, zu erdenken und in Szene zu setzen. Vieles davon kann man, dank moderner Technik mit der Welt über Mail und Internet verbunden, vom Homeoffice aus machen, unaufgeregt und effizient: ein Gesprächskonzert neu terminieren, die Provenienz eines unbekannten Stuck-Pastells erforschen, Projekte und Publikation vorbereiten – wohin nur mit der Literatur zuhause?
Aber auch die physische Welt bietet einen Luxus: nach Anmeldung bei der Security kann die neue Sammlungspräsentation unserer Skulpturen in den Historischen Räumen, ihre Architektur und Platzierung „dank Corona“ vor Ort ausgetestet werden …
Sara Kühner
Dienstag, 9 Uhr 30: Normalerweise würden wir jetzt den Kaffee aus der Gemeinschaftsküche in der Villa Stuck holen und uns für die allmorgendliche kurze Kaffeepause am großen Tisch im Vermittlungs- und Ausstellungsbüro treffen. Normalerweise würde einer von uns noch irgendeine Kleinigkeit zum Snacken beisteuern und wir würden uns über anstehende Veranstaltungen unterhalten, die noch nicht gelieferten Klebebuchstaben beklagen oder Buchtipps sowie Überwinterungshilfen für Balkonpflanzen austauschen… Normalerweise… aber was ist in diesen Tagen schon normal?! Für die richtige Arbeitsatmosphäre zuhause habe ich nun Ausstellungsplakate aufgehängt, Ausstellungskataloge um mich herum aufgetürmt und mir sogar eine neue Kaffeemaschine angeschafft. Doch auch wenn die Maschine wirklich guten Kaffee macht und wir uns mit Hilfe von Videomeeting-Apps mit unseren Kaffeetassen vor den Laptops versammeln, freue ich mich doch sehr auf die hoffentlich bald wieder anstehenden gemeinsamen Kaffeepausen in der Villa.
Sabine Schmid
Mich haben Homeoffice und Kinderbetreuung zu Hause in einer ruhigen Projektphase erreicht, was mich gerade (noch) tief durchatmen lässt. Daher will ich in dieser sorgenvollen Zeit heute für mich in meiner Arbeit etwas Positives festhalten: Ich habe aktuell mehr Ruhe für einen intensiven Austausch und für Recherche und Lektüre, als dies vielleicht im Berufsalltag sonst der Fall wäre. Im Oktober eröffnet bei uns Maya Schweizers Einzelausstellung mit elf ihrer filmischen Arbeiten der letzten vierzehn Jahre; einen Film erarbeitet sie eigens neu für die Ausstellung. Und derzeit stehen sie und ich für unser Gespräch im Katalog – eine Art Abecedarium – in regem Austausch, der sehr viel Freude bereitet!
Roland Wenninger
In meiner Covid-19-Klausur arbeite ich weiter an der Ausstellung „Bis ans Ende der Welt und über den Rand mit Adolf Wölfli“, die wir im März/April 2021 in der Villa Stuck eröffnen. Im Zentrum der Präsentation steht das Werk des Zeichners, Dichters, Komponisten und Weltenschöpfers Adolf Wölfli (1864-1930). Mit diesem Projekt möchte ich auf die hanebüchene Tatsache hinweisen, dass Künstler*innen, die in Psychiatrien leben bzw. lebten, auch heute noch – im Jahr 2020 – als „Outsider“ tituliert werden. Adolf Wölfli war Künstler und er sah sich als solcher! Deshalb werden in der Ausstellung Positionen von Schriftsteller*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Musiker*innen und Theatermacher*innen präsentiert, die Adolf Wölfli kraftvoll unterstützen. Hoffentlich öffnen bald die Grenzen, damit ich nach Bern fahren kann, um dort gemeinsam mit der Adolf Wölfli-Stiftung aus einem Schatz von 25.000 Objekten die Exponate für die Ausstellung auszuwählen. Darauf freue ich mich!
Ein musikalischer Beitrag aus dem Homeoffice des Museums Villa Stuck
Wohnzimmersong (Skizze I): TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER, CORONA
Täglich grüßt das Murmeltier, Glücksmantras die mich leiten, es sind Tage voller Lichter, die mich im Künstlerfasching treiben, Alltagshelden die stets lachen und sich niemals selbst frustrieren, die bei all diesem Wahnsinn – niemals kapitulieren. Refrain: Und ich wollte doch noch eben etwas Wunderbares leben, etwas Schönes ausprobieren und dann kommst – Du. Und ich wollte niemals sparen, doch mit Freunden Segway fahren, rauf zum Franz von Stuck oder zum Zoo? Im Künstlergarten sitzen, bei 30 Grad gern schwitzen, mich wie die Sünde geben vor´m Altar. Und ich wollte niemals ruhen, was ganz Besonderes tun, stets was Neues ausprobieren doch dann war klar…- Corona.
Musik/Text/Foto: AWunknown
Abbildung: RIO KINO, München
Tags: homeoffice, stuckathome