Carmen Stephan über Martin Fengel #28

Die Zeit schrieb über „Mal Aria“, das Romandebüt von Carmen Stephan: „Ein kühner Kunstgriff, der auf einen Schlag das anthropozentrische Weltbild auf den Kopf stellt und eben deshalb unsere Konstanten des Menschseins umso nachdrücklicher in Frage zu stellen in der Lage ist“. Wir sind gespannt, was die Autorin über diesen Affen zu sagen hat.

„Wie eine Trophäe sieht dieser namenlose Affe nicht aus, eher wie ein Maskaron. Eine jener Kopfgestalten, die einen an Hausfassaden mit starren Augen empfangen. Die Unheil fernhalten sollen; es manchmal anziehen, und jetzt springt der Gedanke von allein zum Dakota Building in New York. Gusseisernes Schlangengetier am Eingang. Ein gewisser Chapman wartet dort, auf John Lennon. In seinen Taschen ein Revolver und „Der Fänger im Roggen“. Es dämmert, Chapman starrt in die reglosen Tieraugen: „Ich wartete bei den Ungeheuern und wurde dabei selbst eines von ihnen“.

Schnell zurückspulen zum Fengelschen Affen. Der Affe droht ja nicht. Geschunden sieht er aus (vertrieben aus dem Kontinent unter seinem abgetrennten Hals). Die Hand möchte man ihm auf das malträtierte Kopffell legen. Es bürsten. Das gilt ohnehin für Bilder von Martin Fengel. Dass sie einen seltsam widerstandslos hineinziehen und zu etwas auffordern. Man sollte sich immer gut überlegen, was man in seinen Taschen hat, wenn man diese Bilder betrachtet.“ (Carmen Stephan)

Ein Begleitblog zum Projekt “Wachs” von Martin Fengel:
Martin Fengel schickt jede Woche einem Künstler, Autor und anderen Menschen, dessen Arbeit oder Werk er besonders schätzt, ein Foto mit der Bitte, dies zu betrachten und ein paar Zeilen über die einströmenden Assoziationen aufzuschreiben. So entsteht zu dem optischen auch ein textliches Kompendium, was sowohl die Möglichkeit der Interpretation oder einfach nur der Beschreibung birgt.

Auf mucbook und im Blog der Villa Stuck zeigen wir jeden Montag – wenn das neue Bild aufgehängt wird – was sich andere dazu denken.

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